Reise zu den Kanaren

 

Das Meer war ruhig; ein röthlicher Dunst bedeckte den Horizont und

schien die Gegenstände zu vergrößern. In dieser Einsamkeit, mitten

unter so vielen unbewohnten Inseln, genossen wir lange Zeit den

Anblick einer wilden und imposanten Natur.

 

Alexander von Humboldt:

Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents in den

Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804

Stuttgart; Tübingen (1815).

Über die Wasserfälle des Orinoco bei Atures und Maipures

 

Der Eindruck, welchen der Anblick der Natur in uns zurückläßt, wird minder durch die Eigenthümlichkeit der Gegend als durch die Beleuchtung bestimmt, unter der Berg und Flur, bald bei ätherischer Himmelsbläue, bald im Schatten tiefschwebenden Gewölkes, erscheinen. Auf gleiche Weise wirken Naturschilderungen stärker oder schwächer auf uns ein, je nachdem sie mit den Bedürfnissen unserer Empfindung mehr oder minder in Einklang stehen.

Denn in dem innersten, empfänglichen Sinne spiegelt lebendig und wahr sich die physische Welt. Was den Charakter einer Landschaft bezeichnet: Umriß der Gebirge, die in duftiger Ferne den Horizont begrenzen, das Dunkel der Tannenwälder, der Waldstrom, welcher tobend zwischen überhangenden Klippen hinstürzt; alles steht in altem, geheimnisvollen Verkehr mit dem Gemüthsleben des Menschen

 

Alexander von Humoldt

Foto Wolf (c)